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Im Schatten des Kangendzönga - Grün, Rot und Weiß - die Farben der schönsten Trekkingtour der Welt
Bergsichten 2008 - Wettbewerb der Kurzbeiträge
http://www.gipfeltraeume.com/ (Tourveranstalter)
Iran war wirklich spannend. Vor allem war es überwältigend gastfreundlich. Wir haben schon einiges erlebt, aber das hat alles übertroffen. Fünf bis zehn Mal wurden wir täglich angesprochen - auf Englisch wohlgemerkt - wo wir herkommen würden, dass man sich sehr freut, dass wir ihr Land besuchen und dass man uns noch viel Spaß im Iran wünscht. Und dabei war die Mehrheit unserer Freunde, Bekannten und Familienangehörigen vor unserem Urlaub so besorgt um uns gewesen. Aber alles unbegründet. Man darf Iran nicht mit Irak oder Afghanistan (westl. und östl. Nachbar) vergleichen. Hier herrschen noch absolut stabile Verhältnisse. Leider tun die Amis gerade alles dafür, um das zu ändern. Und die europäische Wirtschaft zieht sich aus Angst vor Einbußen auf dem für sie größeren US-Markt auch gerade zurück. Man kann nur hoffen, dass die verhängten Embargos die Wirtschaft nicht so schwächen, dass vor allem die ärmere Bevölkerung übermäßig leidet und es zu Unruhen kommt. Das wäre wirklich schade. Insgesamt ist Iran ein sehr modernes Land. Was mir aufgefallen ist: Es ist auch ein sehr sauberes Land. Keine Müllberge in den Städten oder vermüllte Flüsse wie z.B. in Indien oder Nepal. Klar, die Frauen müssen ein Kopftuch tragen und der Po muss bedeckt sein. Aber auch hier und auch in anderen Bereichen hat sich seit der Islamischen Revolution 1979 sehr viel liberalisiert. Die jungen Frauen haben das Kopftuch gerade mal so auf dem Hinterkopf sitzen und sind modisch und körperbetont gekleidet, was mit den geltenden Regeln eigentlich nicht vereinbar ist. Man sieht es auch am Angebot in den Modegeschäften. Ich hatte mal gegoogelt und bin auf einen Artikel der Zeit gestoßen, der das bestätigt: Rohani lockerte 2013 die Kleiderordnung für Frauen . 60 % der Studierenden sind Frauen. 30 % der Frauen haben einen Hochschulabschluss. Der Anteil im Staatshaushalt für Ausgaben in der Bildung ist größer als in Deutschland (habe ich auch im Internet so bestätigt bekommen). Lebensmittel sind subventioniert, sogar Benzin bis zu einer bestimmten Menge, damit es sich auch ärmere Schichten leisten können. Es werden Gasleitungen bis in die hintersten Bergdörfer verlegt, damit die Menschen dort im bitterkalten Winter heizen können (wir sind an solchen Baustellen vorbeigefahren). Es besteht Religionsfreiheit. Wir haben Katholiken getroffen, die uns bestätigt haben, dass sie keinerlei Nachteile zu erleiden haben. Was wir gesehen haben, und wir waren in vielen Moscheen, weil diese natürlich zum persischen Kulturgut gehören mit ihrer Architektur, so ist auch die Ausübung des Glaubens absolut friedlich, nirgendwo sind wir fundamentalistischen Islamisten begegnet. Auch wir als Nichtmuslime wurden überall freundlich empfangen. Sicher, die Frauen mussten sich den Tschador (so ein Umhang mit Kopfteil) anlegen, der für Gäste aber an jeder Moschee zur Verfügung gestellt wird. Aber damit kann man leben, denke ich.
Die Demokratie im Iran ist, durch die Vorauswahl der Kandidaten für Wahlen durch den sogenannten Wächterrat unter Führung des sogenannten Revolutionsführers, alles andere als lupenrein. Und auch über die Ideologie läßt sich streiten. Auch die politischen Ränkespiele, z.B. bei der Rolle des Iran in Jemen oder in Syrien, sind für uns Polit-Laien nicht zu durchschauen. Die Iraner selbst sind gespalten (etwa 50:50) was die Zufriedenheit mit Ihrer Regierung angeht. Aber man setzt bisher auf die kleinen Schritte (siehe z.B. oben Kleiderordnung bei Frauen) und nicht auf eine blutige Revolution, die das Land in ein Chaos bzw. Bürgerkrieg stürzen könnte. So haben es uns einige jedenfalls gesagt. Und das hat in den vergangenen 40 Jahre auch ganz gut funktioniert. Es ist vieles liberaler geworden in Iran. Was am Atomprogramm nun dran ist, das weiß keiner so genau. Aber den Aussagen der USA kann man auch nicht glauben. Denn der Krieg im Irak wurde mit einer nachweislichen Lüge begonnen. Die angeblichen Chemiewaffenlager wurden nie gefunden. Aber die Folgen daraus waren katastrophal. Der Krieg im Irak hat eine ganze Region instabil gemacht. Auch der IS ist durch das Überlaufen von sunnitischen Offizieren der ehemaligen irakischen Armee (Saddam Hussein gehörte zur sunnitischen Minderheit im Irak, die nach seinem Sturz dann zu leiden hatte) gestärkt worden, was auch einer der Gründe dafür ist, das wiederum der IS im syrischen Bürgerkrieg so stark werden konnte. Das hängt alles zusammen. So ist grenzt es fast an ein Wunder, dass wir in Iran noch stabile Verhältnisse haben. M.E. ist das nur dadurch möglich, dass die USA mit der Islamischen Revolution 1979 aus dem Land geworfen wurden (vorher hatte der Schah beste Verbindungen natürlich nur zu seinem Vorteil). Zweitens ist Iran ein sehr reiches Land. Bodenschätze wie Öl, Gas, Eisenerz, Kuper, Zink, Blei etc. sind reichlich vorhanden und – nicht unwichtig – unter staatlicher Kontrolle. Keine westlichen Konzerne bestimmen darüber. Auch wenn die Herrschenden im Land sich einiges davon in die eigene Tasche wirtschaften, so ist das m.E. vermutlich ein wesentlich geringerer Betrag, als wenn man vom ausländischen Kapital beherrscht und ausgebeutet werden würde. Die Einmischung des Westens in der Region hat bisher nur katastrophale Folgen für die Menschen dort gebracht. Wer mehr darüber wissen möchte, der sollte mal dieses Buch lesen:
Aktuelle Nachricht vom 12.November 2018: Die internationale Atombehörde IAEA bestätigt: "Iran hält sich an Auflagen des Atomabkommens"
Man sieht, dass man nicht alles schwarz-weiß betrachten kann. Es ist sehr komplex. Wir wurden vor unserer Reise auch gefragt: "Muss man dahin fahren?" Was muss man schon? Muss man natürlich nicht, aber es trägt zu einer Weltanschauung bei, die nicht von Vorurteilen oder durch eine einseitige Berichterstattung der Medien geprägt ist. Alexander Humboldt, der unter den damaligen Bedingungen Großartiges geleistet hat bei der Erforschung der Welt, hat mal gesagt: "Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben." Dem ist nichts hinzuzufügen.
Selbstverständlich waren wir nicht nur nach Iran gereist, um uns ein Bild von der Gesellschaft zu machen. Wir wollten auch unsere obligatorische Bergtour machen, die Naturschönheiten und die Kultur des Landes kennenlernen. Unsere Reise war daher zweigeteilt. Die erste Hälfte verbrachten wir im Alborzgebirge im Norden von Teheran mit einer Trekkingtour im Alamuttal zur Aklimatisation und der Besteigung des höchsten Berges des Landes, des Damavand (5.609 m). Im zweiten Teil besuchten wir eine Auswahl an Stätten der reichhaltigen persischen Kultur wie Shiraz, Persepolis, Yazd, Isfahan und Kashan etwas aufgelockert durch Aufenthalte in Wüstenoasen wie Garmeh, Mesr, Bavanat und Matinabad.
Danksagung
Wir möchten uns hier ganz herzlich bedanken bei unseren Reiseführern und Fahrern, die uns einen wunderbaren Urlaub ermöglicht haben. Insbesondere bedanken wir uns ganz herzlich bei Naser für die perfekte Organisation der Bergtour. Er und sein Team waren Tag und Nacht für uns da und haben uns aufwändig umsorgt wie unsere Eltern. Sie waren Führer, Köche, Fahrer und Lehrer in Einem. So bereiteten sie uns z.B. jeden Tag ein wunderbares Frühstück, Abendbrot und Picknick unterwegs beim Wandern zu. Es war einfach wunderbar! Auch Shahab unser Guide für den Kulturteil hat uns auf seine Weise und ganz individuell die Kultur seines Landes vermittelt. Auch dafür unseren herzlichen Dank!
Wir werden gern wiederkommen!
Thanksgiving
We would like to thank our guides and drivers for making a wonderful holiday possible. In particular, we sincerely thank Naser for the perfect organization of the mountain hike. He and his team were there for us day and night and cared for us as much as our parents did. They were leaders, cooks, drivers and teachers in one. Every day for instance they prepared us a wonderful breakfast, dinner and picknick during the day. It was just wonderful! Shahab, our guide for the cultural part of our journey, has provided us with the culture of his country in his very nice own way. Thank you also very much for that!
We will be back!
Fotoalbum zur Tour